A.D. 1168
Chronik der Ereignisse um die Fraternitas, im
Tribunal Gallia Transalpina, den Feenwaeldern und in der sonstigen Welt.
Gesammelt und aufgeschrieben ab dem Jahre des Herrn 1155.
Ich, Lucellus, Magus der Fraternitas Sapientiae, eine Ars Magica Saga im Normandie Tribunal, danke Gott dem Allmächtigen
für meine Rettung aus höchster Gefahr und gelobe, mich, da ich
das Vergebliche in meinem Tun erkannt habe, zu bescheiden und zu dienen.
Dieses Werk, welches ich nun im Winter des Jahres 1168 nach der Geburt
unseres Herren Jesus Christus beginne, möge ein Zeugnis dafür
sein, meine Kräfte in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.
Vom heutigen Tage an werde ich meine Stimme im Covenant und Tribunal
ruhen lassen und mich ganz meinen neuen Aufgaben als Schreiber und Chronist
der Fraternitas widmen.
Nach fast zwei Jahren, die ich auf meiner Suche nach Mitteln und
Wegen zur Erfüllung meiner mir gestellten Aufgaben zugebracht hatte,
schenkte mir Gott der Herr die Gnade, heimkehren zu dürfen. Die Reise
auf die Paßhöhe, wo wir unseren neuen Sitz bezogen hatten, war
mühsam und beschwerlich. Der erste Schnee des Jahres bildete ein weiteres
Hindernis, welches die Vorsehung mir in den Weg gelegt hatte. Doch Fortuna
lenkte meine Schritte, denn ich gelangte in ein kleines Dorf namens Briacon.
Dort war ich nicht wenig überrascht, eine Statue auf dem Dorfplatz
vorzufinden, die sich als eine Stätte der Erinnerung an den Sieg eines
tapferen Ritters über die Mächte der Finsternis herausstellte;
und jener Ritter war niemand anders als unser getreuer Freund Lassard.
Die Dorfbewohner, welche eine hohe Meinung von den Gelehrten am Paß
hatten, halfen mir, die letzten Strapazen meiner Reise zu überwinden.
Uns so gelangte ich denn Ende Oktober endlich an das Ziel meiner langen
Reise, unseren Covenant, welchen ich hier an seinem neuen Platz noch nicht
hatte erleben können.
Meine Freude war ebenso groß wie die Überraschung meiner
Sodales, hatten sie doch lediglich ein Schreiben von mir erhalten, das
mein Testament beinhaltete mit der Bitte, es nach Jahresfrist zu vollstrecken.
Das Jahr war verstrichen, und folglich mußte ich für sie tot
sein. Doch die Zeit war mir günsteiger gesonnen gewesen, denn ich
lebte, doch die Gemeinschaft hatte durch Kardinal Stephano, welcher persönlich
anwesend war, von einem herben Schicksalsschlag erfahren, der uns in Kürze
treffen sollte. Das Land, auf dem wir unsere neue Heimat genommen hatten,
sollte von seinem rechtmäßigen Besitzer an der Orden der Tempelherren
übertragen werden. Seine Eminenz bot einen Ausweg, da er ein persönlicher
Freund des Großkomturs der Ballei Südfrankreich, Hugo von Toulon,
war und sich für unsere Gemeinschaft zu verwenden versprach. Im Gegenzug
nahm er unser Hilfe im Kampf des sterblichen Menschengeschlechts gegen
den tödlichsten aller Gegener in Anspruch: die Zeit. Meister Alexander,
der ebenfalls erst kürzlich seinen Weg zurück zur Fraternitas
gefunden hatte, stellte sich diesem heimtückischen Feind und verschaffte
dem Kardinal die Möglichkeit eines weiteren Aufschubs seines unabänderlichen
Schicksals. So hielt auch Stephano sein Wort und begann nach dem Eintreffen
des Großkomturs und seiner sechs Begleiter kurz vor dem Feste der
Geburt unseres Herrn mit jenem über einen Ausgleich für unsere
Verluste zu verhandeln. Möge Gott der Herr darüber entscheiden,
ob der Kardinal ein wahrhaft christlicher Mann ist, doch sein Geschick
in solch diplomatischen Verhandlungen ist beneidenswert. Das Ergebnis war
überaus beeindruckend, stellte der Großkomtur Hugo von Toulon
uns doch eine Urkunde mit folgendem Inhalt aus:
Zum Ausgleich für unseren Verlust hier auf der Höhe der
Alpen übertrage der Orden der Tempelherren uns einen Strich Land,
welcher ihnen vor einiger Zeit von Eudes von Nantes geschenkt worden sei.
Dieses Land, nördlich von Rennes bei Ivignac gelegen, sei unbewohnt
und unerschlossen. Die Schenkung an die Fraternitas beinhalte weiterhin
alle Privilegien, die den Tempelherren von Papst Celestinus II. in der
Bulle Omne datum optimum gewährt worden seien. Die zu erwartenden
Kosten unserer Reise in die Bretagne werde der Orden durch eine einmalige
Zahlung von 5000 Pennies in Silber an unsere Gemeinschaft decken. Die Freude
unter uns war groß, denn die Mühsal eines erneuten Umzuges wurde
durch das Wissen Land zu besitzen versüßt. Außerdem waren
wir mit den Gegebenheiten im Norden Frankreichs aus eigener Anschauung
bestens vertraut, somit würde es sicherlich nicht schwer fallen, sich
dort dauerhaft niederzulassen. Wenngleich die Verhältnisse bei unserem
Weggang vor zwei Jahren nicht die sichersten waren, und es zu erwarten
steht, daß man von weltlicher Seite testen wird, wo wir stehen oder
einzuordnen sind. Jetzt da wir die Herren jenes Landes geworden sind, so
haben wir immerhin eine rechtlich gesicherte Position, die es nun zu behaupten
gilt. Gebe Gott, daß unser Bemühen nicht noch zusätzlich
durch den Circulus Justiorum gestört und behindert wird, denn dieser
alte Feind wird uns aufs neue erwachsen und nicht zu unterschätzen
sein. Wir sollten es nicht versäumen, uns über den Großkomtur
oder den Kardinal eine Abschrift der Bulle zu besorgen, damit wir unsere
Ansprüche besser geschützt wissen und unsere Privilegien kennen.
Mögliche Negativa können auf diese Weise ebenfalls früher
erkannt und abgefangen werden. Doch laßt uns der Zukunft froh entgegensehen,
denn der Herr hat in seiner Macht ein Einsehen mit uns, und die Verhältnisse
zum Wohle seiner Diener geordnet. Nun laßt auch uns unseren Teil
dazu beitragen, die Arbeit beginnen und den Herren preisen für seine
Gnade.
Auch ich werde nun die Feder aus der Hand legen müssen und
mich ganz den Vorbereitungen auf die grosse Reise widmen.
Gott der Herr schütze uns auf unserem beschwerlichen Weg. Amen.